Vor jedem leeren, weissen Blatt Papier fühlt sich Jolanda Meier wieder als Anfängerin. Zwar hat die 57-jährige Aquarellistin während der letzten elf Jahre schon unzählige solcher Blätter in ihrem Atelier in Schlieren mit Farbe gefüllt, doch ausgelernt habe sie nie, sagt Meier. Übung sei keine Garantie dafür, dass ein Bild genau so gelinge, wie sie das möchte.

«Genau das ist der Reiz meiner Arbeit. Ich muss flexibel bleiben und mich auf neue Farbenexperimente einlassen. Denn was einmal auf dem Papier ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden», so die Künstlerin. Auch wenn die Aquarellmalerei manchmal unberechenbar ist  – Meier ist eine Perfektionistin durch und durch. Ein Werk, hinter dem sie nicht zu 100 Prozent steht, verlässt ihre Staffelei nicht. Dieses Jahr haben es schliesslich gegen zwanzig Bilder in ihre neue Ausstellung geschafft. Unter dem Motto «Farbenmagie» finden sich sowohl Landschaftsbilder als auch Stillleben.

«Farben und Farbkompositionen lösen in Menschen ganz besondere Gefühle aus», erklärt Meier die Wahl des Ausstellungsthemas. Gerne beobachte sie während einer Ausstellung die Besucher, die ihre Bilder betrachten.

Meier ist der festen Überzeugung, dass sich die Bilder ihren Besitzer aussuchen und nicht umgekehrt. «Es kommt vor, dass sich jemand nicht mehr von einem Bild lösen kann», sagt Meier. Vor allem jene Besucher, die gar nicht vorgehabt hätten, ein Werk zu erwerben, seien oft diejenigen, die von einer Malerei nicht mehr loskommen würden.

Die Ideen für ihre Bilder sammelt Meier immer und überall. Entweder begibt sie sich mit einer Kamera bewaffnet nach draussen und sucht sich ein Landschaftsmotiv oder sie bedient sich Fotos von verschiedensten Zeitschriften. Die Fotografien dienen der Künstlerin zwar als Vorlage für ihr Bild, sind aber keineswegs mit dem Endergebnis übereinstimmend.

«Ich lasse mich von der Fotografie inspirieren, lasse jedoch gewisse Dinge weg und erfinde andere dazu», sagt sie. Eines der ausgestellten Bilder malte Meier sogar erst diesen Dienstag. Es zeigt ein von einer Bergkette umrahmtes Schloss, zu dem ein schmaler Weg inmitten der Natur hinaufführt.

«Ich war fast besessen davon, dieses Bild noch fertigzustellen. Es musste einfach noch in die Ausstellung», sagt Meier. Bis tief in die Nacht sei sie über dem Werk gesessen und schon beinahe vom Stuhl gefallen. «Malen ist meine Leidenschaft, aber gleichzeitig auch eine Sucht.»

Jolanda Meiers Ausstellung an der Sägestrasse 11 in Schlieren kann noch heute von 12–17 Uhr besucht werden.